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Rezension Heft 1 Jahrgang 2013Goetze, Herbert (2010). Schülerverhalten ändern Bewährte Methoden der schulischen Erziehungshilfe. Stuttgart: Kohlhammer, 235 Seiten, 26,00 € Das vorliegende Buch richtet sich vor allem (aber nicht nur) an Lehrkräfte, die insbesondere mit schwer in schulischen Verhalten auffälligen Schülerinnen und Schüler arbeiten. Die Leser und Leserinnen dürften von der Lektüre eines (sonder)pädagogischen Fachbuches wie z. B. dem von H. Goetze vorgestellten Buch „Schülerverhalten ändern. Bewährte Methoden der schulischen Erziehungshilfe“ nur dann im schulischen Alltag profitieren, wenn bestimmte Voraussetzungen vorhanden sind: einmal von den Voraussetzungen, die 1. in der Person des Lesers liegen und die 2. in der Qualität des Fachbuches zu suchen sind. Die 1. Voraussetzung man könnte dies als das pädagogische Engagement einer Lehrkraft bezeichnen ist z. B. geknüpft an die individuelle Bereitschaft, überhaupt nach wissenschaftlich fundierten Theorien und Konzepten suchen und daraus resultierende pädagogische Ideen und Vorschläge im schulischen Alltag erproben und umsetzen zu wollen. Meine Aufgabe als Rezensent ist es hier allerdings, die 2. fachliche Güte des äußerst interessanten 235-seitigen Buches, in dem Ansätze und Methoden der schulischen Erziehungshilfe und damit der angemessene Umgang mit besonders schwierigen Schülerinnen und Schülern im Vordergrund stehen, einzuschätzen. Die Beantwortung folgender Frage ist für Goetze zentral: Welche pädagogisch-therapeutischen Interventionen, die im schulischen Bereich einsetzbar sind, haben sich für die schulische Praxis bewährt und wie lassen sich die bewährten Interventionen in der Praxis umsetzen (S. 11)? Nach einem einleitenden Kaptitel werden im 2. Kapitel definitorische und insbesondere theoretische Aspekte von Verhaltensstörungen relativ kurz ausgeführt als Voraussetzung für den nun folgenden Hauptteil des Buches, in dem dann neun für die schulische Erziehungshilfe besonders wichtige theoretische Ansätze ausführlicher vorgestellt werden. Gleichwohl haben sie einen eher orientierenden Charakter, da der Buchumfang eine größere Ausführlichkeit nicht zulässt. Die wichtigen Ansätze sind: Verhaltenmodifikation (3), Kognitive Verhaltensmodifikation (4), Rational-emotive (Verhaltens-)Therapie und Erziehung (5), Steigerung von Resilienz (6), Realitätstherapie (7), Lehrer-Schüler-Konferenz (8), Spieltherapie (9), Live-Space-Crisis-Intervention (10) sowie Entspannung und Meditation (12). Nicht dass diese Ansätze grundsätzlich neu wären (man kann ausführlichere Darstellungen a.a.O. finden), ist das entscheidende Anliegen des Autors. Die von ihm vorgenommene und besonders gestaltete Aufbereitung der unterschiedlichen Theoriekonzepte ist in dieser Ausführlichkeit in der schulischen Erziehungshilfe bisher unbekannt und stellt m. E. das eigentlich Interessante und Neue dar: Mit einem vereinheitlichten Gliederungsraster: (theoretisches) Konzept, Interventionen, schulische Anwendungen, empirische Fundierungen, Resümee, Umsetzungstipps gelingt es dem Autor, die teilweise miteinander widersprüchlichen Konzepte so darzustellen, dass interessierte Leser und Leserinnen eine erste Einschätzung vornehmen können, welches der aufgeführten Konzepte sich für den Umgang mit verhaltensauffälligen Schülern z. B. in einer eigenen Schulklasse wohl eignen könnte. Eine derartigen Entscheidung wird unterstützt, wenn zusätzlich wie hier vom Autor geleistet die jeweilige Reichweite der Ansätze kritisch beleuchtet wird und der Leser ständig gefordert ist, eigene Präferenzen zu entwickeln, abzuwägen oder bei der Wahl eines der vorgeschlagenen Konzepte zu überprüfen. An dieser Stelle sei aber erneut daran erinnert, dass erst mit dem eingangs eingeforderten Engagement der Erfolg mit schwierigen Kindern sichergestellt werden kann. Das Buch endet mit bedenkenswerten Vorschlägen zum angemessenen Umgang mit beruflich bedingtem Stress in der schulischen Erziehungshilfe (Kap. 13). Gesamtbewertung: Das vorliegende Buch liefert nach meiner Einschätzung einen exzellenten Überblick über Konzepte und Methoden in der schulischen Erziehungshilfe und dürfte auch für professionell arbeitende Sonderpädagogen eine große Hilfe sein, insbesondere deshalb, weil vom Autor ausschließlich sehr gut oder wenigstens halbwegs wissenschaftlich gesicherte bzw. evaluierte Ansätze aufgegriffen worden sind. Insofern handelt es sich hier um ein klassisches Wissenschaftsbuch, das zu Recht beanspruchen kann, über den effektiven Umgang mit schwierigen Kindern angemessen zu informieren. Will man das Buch inhaltlich kritisieren, so fällt auf, dass eine direkte und vor allem rasche Umsetzung eines theoretischen Konzeptes für den schulischen Alltag oft nicht ausführlich genug mitgeliefert wird und der jeweilige Leser dann mit der vorliegenden Literatur „allein gelassen“ wird, zumal die im Buch enthaltenen, weiterführenden Literaturhinweise für viele Praktiker nur schwer erreichbar sein dürften. Prof. Dr. Johann Borchert, Flensburg
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aktualisiert am 11.03.2015 |