Heilpädagogische Forschung

Rezensionen Heft 4 Jahrgang 2006

Nörber, M. (Hrsg.) (2003). Peer Education. Bildung und Erziehung von Gleichaltrigen durch Gleichaltrige. Weinheim: Beltz Verlag. 383 Seiten, fest gebunden. 41,20 €.

Der Sammelband schneidet ein auch für die Sonder- und Heilpädagogik recht aktuelles Thema aus der Perspektive der Erfahrungen der Jugendverbände an, nämlich die positive Einwirkung auf die Entwicklung durch die Gleichaltrigen. Die insgesamt 28 Beiträge des Buches sind recht heterogen. In einem ersten Abschnitt finden sich unter dem Titel „Theoretische Reflexionen” einige allgemeine Ausführungen, unter anderem zur Geschichte der Jugendverbandsarbeit in Deutschland, wo versucht wird zu zeigen, dass das gemeinsame Erleben in den Jugendverbänden (beginnend mit der Wandervogel-Bewegung) immer auch Distanz von den Erwachsenen und gemeinsame Verpflichtung auf ein Ideal bedeutete. Andere Beiträge dieses Abschnitts setzen sich recht allgemein mit der Sozialisation in der Gruppe der Gleichaltrigen, mit den positiven und negativen Einflüssen der Gleichaltrigen und mit der Jugendkultur auseinander. In einem weiteren Abschnitt werden unter dem Titel „Ein kurzer Blick zurück” einige ältere Arbeiten (aus den 1960er und 1970er Jahren), die der Herausgeber als Vorläufer betrachtet, wiedergegeben, die allerdings nicht recht überzeugen. Von Interesse sind vor allem die Beiträge des Hauptabschnitts „Praktische Ansätze”, bei denen sehr unterschiedliche Projekte kurz dargestellt werden, die ein weites Spektrum umfassen, von der Einbeziehung von Peers in der Sexualpädagogik und Aids-Prävention, über die Suchtprävention, der Konfliktmediation in unterschiedlichen Kontexten (Ferienlager, Freibad, Schulen) bis zur Beratung durch Gleichaltrige. Die Vorstellung dieser Projekte bietet durchaus manche Anregung. Insgesamt scheint die Zusammenstellung der Beiträge zwar nicht sehr gelungen, es ist allerdings zu hoffen, dass sie weitere Projekte anregt. Was doch sehr bedauerlich erscheint, ist dass über keine Beispiele aus dem anglo-amerikanischen Raum berichtet wird.
Christian Klicpera, Wien

 

Rugor, R. & v. Studzisnski, G. (2003). Qualitätsmanagement nach der ISO-Norm. Eine Praxisanleitung für MitarbeiterInnen in sozialen Einrichtungen. Weinheim: Beltz Verlag. 207 Seiten, flexibel gebunden. 22,60 €.

Das Buch beschränkt sich auf eine Darstellung des Qualitätsmanagements nach der ISO-Norm. Dabei ist natürlich zu bedenken, dass die Richtlinien der ISO-Norm für Qualitätssicherungsmaßnahmen zweifellos eine der einflussreichsten für die sozialen Dienste sind. Immer mehr Träger ziehen diese Richtlinien heran, um sich auf die absehbaren Entwicklungen einer stärkeren Qualitätskontrolle der angebotenen sozialen Dienste im Bereich der Behindertenhilfe vorzubereiten. Dieses Buch gibt dabei nicht nur eine recht gute allgemeine Einführung in Qualitätsmanagement, sondern stellt auch die Anforderungen vor, die eine Zertifizierung nach ISO-Norm von Einrichtungen verlangt. Zudem der Prototyp eines Handbuchs zur Qualitätssicherung vorgestellt, an dem sich Einrichtungen orientieren können.
Christian Klicpera, Wien

 

Schauder, T. (2003). Heimkinderschicksale. Falldarstellungen und Anregungen für Eltern und Erzieher problematischer Kinder. Weinheim: Beltz Verlag, PVU. 194 Seiten, gebunden. 24,90 €.

Das neue Buch des Autors, der bereits vor einigen Jahren ein Buch zum Selbstwert und der Attribution von Heimkindern vorgelegt hat, versucht, die Arbeit für diese in ihrer Entwicklung vielfach beeinträchtigte Gruppe durch vier Fallberichte verständlich zu machen. Es handelt sich dabei um vier Kinder, deren Entwicklung durch vielfältige familiäre und soziale Probleme geprägt ist und die eine unterschiedliche Entwicklung nehmen, die wenigstens für einige Jahre nachgezeichnet wird. Die Fallgeschichten bieten manche Anregungen und könnten etwa auch in der Lehre zur Illustration von Problemsituation in der Erziehungshilfe eingesetzt werden.
Christian Klicpera, Wien

 

Wilke, U. (2002). Sozialhilfe in den USA. Die Reform in Texas und Wisconsin. Frankfurt a.M.: Campus Verlag. 312 Seiten, flexibel gebunden. 16,40 €.

Die USA hat im Verlauf der letzten 50 Jahre einige wesentliche Veränderungen der Sozialhilfe erlebt, die zunächst zu einer beträchtliches Ausweitung, dann ab den 1980er Jahren zu zunehmenden Restriktionen, verbunden mit wesentlichen Umstrukturierungen (etwa unter dem Stichwort von Wellfare zu Workfare), führten. Diese Monographie zeichnet diese Geschichte für zwei Bundesstaaten (Texas und Wisconsin) nach und setzt sich damit auch mit einem jener amerikanischen Bundesstaaten auseinander, die auch für Veränderungen in der Sozialpolitik in Deutschland oft als Modell genannt werden. Die Geschichte ist durchaus von Interesse, wenn sie auch recht breit und detailliert ausgeführt wird.
Christian Klicpera, Wien

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aktualisiert am 16.12.2006