Vor dem Hintergrund der Probleme
herkömmlicher und wenig förderungsorientierter Rechtschreibdiagnostik wurde vom Autor
ein förderdiagnostisch orientiertes Meßinstrument (DOM = Diagnostik orthographisch-
morphologischen Wissens) entwickelt, das es erlaubt, sprachstrukturelle und
entwicklungspsychologische Aspekte von Rechtschreibleistungen darzustellen. Es wurde der
Frage nachgegangen, ob sich Unterschiede qualitativer und quantitativer Art zwischen
gleichaltrigen Förder- und Hauptschülern aufzeigen lassen, und zwar vor dem Hintergrund
der Strukturdefizit- versus Entwicklungsverzögerungshypothese von Lernbehinderung. Die
rein statistische Analyse zeigt, daß sich die Gruppen sowohl im Niveau unterscheiden als
auch hinsichtlich des Verlaufs der Mittelwertkurven. Wichtiger als die Signifikanz für
die Interpretation der Befunde ist das Betrachten der Prägnanz, der praktischen
Bedeutsamkeit, also der Effektstärke (ES). Die Prägnanz der unterschiedlichen
Kurvenverläufe der Niveau-Unterschiede ist relativ gering (ES=.13), die für die
Kurvenverläufe bei den Fehlerorten im Wort ist gleich null. Die Strukturunterschiede
zwischen Förder- und Hauptschülern sind also nach den vorliegenden Befunden zwar
statistisch signifikant, jedoch praktisch bedeutungslos. Aus den gewonnenen Befunden wird
deutlich, daß bei einer qualitativ-strukturorientierten Betrachtungsweise der Leistungen
von Förder- und Hauptschülern die Entwicklungsverzögerungshypothese Unterstützung
findet. Es werden Fördermöglichkeiten aus entwicklungs- und kognitionspsychologischer
Perspektive aufgezeigt, die sich, auch international, empirisch als vergleichsweise
effektiv herausgestellt haben. Schlüsselwörter: Rechtschreibleistungen,
Förderpädagogik, Lernbehinderte, Förderschüler, Entwicklungsverzögerung,
Strukturdifferenz |
Differences in spelling achievement of slow
and normal learners: Pedagogical implications In contrast to traditional research in
spelling diagnostics, which offers few practical implications for slow learners, the
author's diagnostic method of measuring structural linguistic and developmental aspects of
spelling ability is oriented to slow learners. In the context of the structural difference
approach versus the developmental lag hypothesis, the author examined whether qualitative
and quantitative differences exist between slow and normal learners of the same age. The
results of a trend analysis show that there are statistically significant differential
patterns of achievement in the sense of structural differences; however, the strength of
these effects is so weak that they are of no practical use. The results are thus
interpreted as compatible with the developmental lag hypothesis. The article concludes
with a presentation of training procedures which take into account the children's
developmental situations and which have been shown by empirical results to be successful.
Keywords: Spelling achievement, slow learners, developmental lag, structural difference |