Heilpädagogische Forschung
 
Zur Entscheidung über die Notwendigkeit therapeutischer Unterstützung: Zusammenhang zwischen Lehrer- und Selbsteinschätzung der Schüler, Verhaltensbeurteilungen und sozialem Status  
aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 1 1999
von Barbara Gasteiger Klicpera und Christian Klicpera

Im Rahmen einer Längsschnittuntersuchung über die Auswirkungen pädagogisch-therapeutischer Hilfen durch Betreuungslehrer, einem ambulanten schulischen Dienst für Schüler mit Verhaltensstörungen, wurden die Lehrer von etwa 580 Schülern (23 Klassen) nach ihrer Einschätzung der Notwendigkeit therapeutischer Hilfe und gleichzeitig die Schüler nach ihrem Wunsch nach Hilfe gefragt. Es zeigte sich, daß der Wunsch nach dieser Form pädagogisch-therapeutischer Hilfestellung unter Schülern recht verbreitet ist, daß jedoch dieser Wunsch nur zum Teil mit der Einschätzung der Notwendigkeit einer Hilfe seitens der Klassenlehrer übereinstimmt. Die Analyse dieser Diskrepanzen wies einerseits darauf hin, daß Schüler, bei denen nur die Lehrer, nicht aber sie selbst eine solche Hilfe wünschten, zu den schwierigsten Schülern der Klasse zählten, die vor allem durch aggressives Verhalten ihren Mitschülern gegenüber auffielen. Schüler, die selbst den Wunsch nach Hilfe hatten, bei denen die Lehrer aber keinen Bedarf sahen, gehörten auf der anderen Seite oft zur Gruppe mit einem unbeachteten sozialen Status, deren unbefriedigende Klassensituation offensichtlich auch von den Lehrern häufiger übersehen wird.

Schlüsselwörter: Verhaltensstörungen, Beratungslehrer, Therapieindikation, sozialer Status.

On the perceived need for therapeutic support: Connections between teacher and student judgements, behavior ratings, and social status.

A longitudinal study examined the effects of pedagogical-therapeutic help given by mobile teacher-counselors to students with emotional and behavioral disorders. During the study, classroom teachers of 580 students (23 classes), as well as the students themselves, were asked for their judgements as to the necessity of therapeutic help. It was shown that the wish for this kind of pedagogical-therapeutic help is widespread among students, but that this wish only partially corresponds with teachers' judgements as to which students would benefit. An analysis of these discrepancies revealed that students who perceived no need of such support, but were judged by teachers as needing help, were among the most difficult students, and were characterized by markedly aggressive behavior to other stu-dents. On the other hand, students who desired therapeutic help but whose teachers perceived no such need often belonged to the group of sociometrically-neglected students. It seems that their unsatisfactory situation in school was often overlooked by the teachers.

Key words: behavior disorders, teacher-counselors, therapeutic indication, social status.

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aktualisiert am 30.01.2003