Heilpädagogische Forschung
Dissoziative Symptome bei sexuell mißbrauchten Mädchen und Jungen 
aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 2 1998
Von Mike Stolz und Henri Julius

Der Begriff der Dissoziation bezeichnet einen komplexen psychobiologischen Prozeß, durch den die Integration von Informationen in das normale Tages-Wach-Bewußtsein verhindert wird. In der vorliegenden Studie wurde die Beziehung zwischen sexuellen Mißbrauchserfahrungen und dissoziativen Symptomen bei 41 sexuell mißbrauchten Mädchen und Jungen sowie bei zwei parallelisierten Vergleichsgruppen untersucht. Disso-ziative Symptome wurden durch die deutsche über-setzung der Child Dissociative Checklist (CDC-dt) erfaßt. Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, daß die sexuell mißbrauchten Mädchen und Jungen im Vergleich zu den Kontrollgruppen ein signifikant höheres Ausmaß dissoziativer Symptome ausgebildet hatten. In der Gruppe der sexuell mißbrauchten Kinder waren hohe Ausprägungen der dissoziativen Symptome mit einem frühen Mißbrauchsbeginn, häufigen Mißbrauchserfahrungen, einer engen Beziehung zwischen Opfer und Täter, penetrativen sexuellen Mißbrauchshandlungen sowie sexuellen Mißbrauch durch mehrere Täter verknüpft. Diese Ergebnisse legen eine dissoziative Abwehr sexueller Mißbrauchserfahrungen nahe. Pathological dissociation is a complex psychobiological process that results in a failure to integrate information into the normal stream of consciousness. This study assesses the relationship among clinical dissociation and traumatic antecedents in 41 sexually abused girls and boys and 68 matched controls. Clinical dissociation was assessed using the Child Dissociative Checklist. There were significant differences in dissociation between the sexual abuse and control subjects. Higher levels of clinical dissociation were associated with an early onset of sexual abuse, a close relationship between victim and perpetrator, a high frequency of sexual abuse expe-riences, penetrating sexual acts and abuse by multiple perpetrators. The results suggest that children who suffer sexual abuse try to survive these traumatic events while using dissociative defence mechanisms.
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aktualisiert am 30.01.2003