In einer kleinen empirischen Studie mit je 20 blinden, sehbehinderten
und normalsichtigen Jugendlichen und Erwachsenen wurde der Frage
nachgegangen, ob Blinde auditive Informationen generell tiefer verarbeiten
und sich daher auch eher an beiläufig wahrgenommene Informationen
besser erinnern als normalsichtige und sehbehinderte Personen. Den
Versuchspersonen wurde ein 30minütiges Hörspiel vorgespielt, anschließend
bearbeiteten sie einen Fragebogen, in dem nach eher nebensächlichen
Details der Geschichte gefragt wurde. (Namen, Zahlen, und konkrete
visualisierbare Objekte). Ein Teil der Stichprobe bearbeitete die
Fragen ca. 8 Wochen später nochmals, zusätzlich wurden von dieses
Gruppe freie Assoziationen zu ausgewählten Items erfaßt. Die Blinden
stellten bei allen Vergleichen die Leistungsstärkste Gruppe dar.
Die Sehbehinderten lagen bei den Zahlen und Objekten in etwa zwischen
den Blinden und den Normalsehenden, bei den Namen erzielten sie
dasselbe Niveau wie letztere. Allerdings belegen die verschiedenen
Befunde nicht, dass die untersuchten Gruppen sich in der Informationsverarbeitung
unterscheiden. Die Befunde werden methodenkritisch, aber auch damit
interpretiert, dass sehgeschädigte Personen mehr Gedächtnisressourcen
bei der Verarbeitung auditiver Informationen nutzen. Abschließend
werden mögliche Konsequenzen für die Sehbehindertenpädagogik erörtert.
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In an empirical study, visually impaired and normal sighted youth
and adults (N = 20 each) we tried to contribute to the question
whether the blind process auditive information generally deeper
and are able to remember rather implicit perceived information better
then normal sighted and visually impaired. The participants heard
a 30 minute radio play and then worked on a questionnaire. The questions
were for rater unimportant details of the story (names, numbers
and concrete, visible objects). About eight weeks later the questionnaire
was given to a part of the sample for a second time. These persons
were also asked to freely associate on selected items. In all comparisons
the blind turned out to be the strongest group. The visually impaired
roughly performed between the blind and the normal sighted with
numbers and objects, with names they achieved the same level as
the latter. However, the different findings give no evidence for
different information processing of the groups under investigation.
The findings are critically interpreted from the methodical point
of view but also analyzed in terms of the use of more memory resources
by the visually impaired and blind persons. Concluding possible
consequences for the education of the visually impaired are discussed.
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