Heilpädagogische Forschung
 

"Beiläufiges" Lernen bei Personen mit unterschiedlich starker Sehschädigung
aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 1 1996
von Christoph Perleth und Iris Effinger

 

In einer kleinen empirischen Studie mit je 20 blinden, sehbehinderten und normalsichtigen Jugendlichen und Erwachsenen wurde der Frage nachgegangen, ob Blinde auditive Informationen generell tiefer verarbeiten und sich daher auch eher an beiläufig wahrgenommene Informationen besser erinnern als normalsichtige und sehbehinderte Personen. Den Versuchspersonen wurde ein 30minütiges Hörspiel vorgespielt, anschließend bearbeiteten sie einen Fragebogen, in dem nach eher nebensächlichen Details der Geschichte gefragt wurde. (Namen, Zahlen, und konkrete visualisierbare Objekte). Ein Teil der Stichprobe bearbeitete die Fragen ca. 8 Wochen später nochmals, zusätzlich wurden von dieses Gruppe freie Assoziationen zu ausgewählten Items erfaßt. Die Blinden stellten bei allen Vergleichen die Leistungsstärkste Gruppe dar. Die Sehbehinderten lagen bei den Zahlen und Objekten in etwa zwischen den Blinden und den Normalsehenden, bei den Namen erzielten sie dasselbe Niveau wie letztere. Allerdings belegen die verschiedenen Befunde nicht, dass die untersuchten Gruppen sich in der Informationsverarbeitung unterscheiden. Die Befunde werden methodenkritisch, aber auch damit interpretiert, dass sehgeschädigte Personen mehr Gedächtnisressourcen bei der Verarbeitung auditiver Informationen nutzen. Abschließend werden mögliche Konsequenzen für die Sehbehindertenpädagogik erörtert.

In an empirical study, visually impaired and normal sighted youth and adults (N = 20 each) we tried to contribute to the question whether the blind process auditive information generally deeper and are able to remember rather implicit perceived information better then normal sighted and visually impaired. The participants heard a 30 minute radio play and then worked on a questionnaire. The questions were for rater unimportant details of the story (names, numbers and concrete, visible objects). About eight weeks later the questionnaire was given to a part of the sample for a second time. These persons were also asked to freely associate on selected items. In all comparisons the blind turned out to be the strongest group. The visually impaired roughly performed between the blind and the normal sighted with numbers and objects, with names they achieved the same level as the latter. However, the different findings give no evidence for different information processing of the groups under investigation. The findings are critically interpreted from the methodical point of view but also analyzed in terms of the use of more memory resources by the visually impaired and blind persons. Concluding possible consequences for the education of the visually impaired are discussed.

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aktualisiert am 30.01.2003