Heilpädagogische Forschung
 

Zum Problem des sexuellen Mißbrauchs von körperbehinderten Menschen - Eine Analyse relevanter Fachliteratur und eine explorative Studie zur Sensibilität von Sonderpädagogen und Sonderpädagoginnen gegenüber sexuellem Mißbrauch körperbehinderter Menschen
aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 2 1995
von Angela Carell und Christoph Leyendecker

 

Sexueller Mißbrauch von (körper-)behinderten Menschen ist in Deutschland immer noch ein Tabu-Thema. Epidemiologische Studien deuten darauf hin, daß die Vorkommenshäufigkeit sexuellen Mißbrauchs bei körperbehinderten Menschen höher ist als bei nichtbehinderten Personen. Es werden Faktoren aufgezeigt, die zur Mißbrauchsgefährdung dieser Personengruppe beitragen. Wegen der hohen Gefährdungsrate kommt der Präventivarbeit zentrale Bedeutung zu. Unter diesem Gesichtspunkt wurden in einer Erkundungsstudie Pädagogen und Pädagoginnen an einer Schule für Körperbehinderte schriftlich befragt. Erhoben wurden: Informationsstand und Sensibilität gegenüber sexuellem Mißbrauch; Einschätzung der Mißbrauchsgefährdung körperbehinderter Menschen sowie die Möglichkeiten der Präventivarbeit. Insgesamt konnten 26 Fragebögen (37%) ausgewertet werden. Wesentliche Ergebnisse sind: Das Informationsniveau sowie die Sensibilität der Befragten sind nicht ganz zufriedenstellend. Körperbehinderte werden als gefährdet eingeschätzt, sexuell mißbraucht zu werden; der Gefährdungsgrad von Personen mit schweren Körperbehinderungen wird tendenziell höher eingestuft als von Personen mit leichteren Behinderungen. Präventivarbeit wird für notwendig erachtet, obgleich der Großteil der Probanden (70%) sich nicht kompetent fühlt, eine solche Arbeit zu leisten.

Sexual abuse of (physically) disabled persons is still a tabu in Germany. Epidemiological data indicate that physically handicapped persons are more vulnerable being sexual abuse than nondisabled persons. Factors contributing to high risk of disabled persons being abused are pointed out. Due to the high risk of abuse preventive work is of central significance. On that score 70 teachers of a special school for physically handicapped were asked to fill out a questionnaire. The aim of the present study was to collect some information about their knowledge and sensitivities towards sexual abuse, their impression about the vulnerability of physically disabled people getting sexual abused and the possibilities of preventive work. Data from 26 questionnaires (37%) were available for analysis. The essential results of this investigation are: The knowledge and the sensitivity of questioned teachers are not completely satisfying. Physically disabled people are generally classified to be prone to become abused and the estimate of the vulnerability seems to increase with the level of disability. Preventive measures are generally recommended, although 70% of them believe that they are not enough trained to deal with these problems in a competent way.

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aktualisiert am 30.01.2003