Heilpädagogische Forschung
 

Integration behinderter Schüler und Schülerinnen in der Sekundarstufe I
aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 1 1995
von Anne Hildeschmidt und Alfred Sander

 

Die gesetzlich verankerte Koedukation behinderter und nichtbehinderter Schüler in der Sekundarstufe I im Saarland wird in einem Modellversuch mehrperspektivisch evaluiert. Ergebnisse zur Leistungs- und Selbstkonzeptentwicklung werden mitgeteilt. Zwei Kohorten wurden beim Übergang in eine integrative Klasse verschiedener Schulformen der Sekundarstufe erfaßt. Die Daten basieren auf den Halbjahresnoten der Schüler (n=742) und auf drei Dimensionen eines Fragebogens zur Erfassung der Integration (FDI) aus Schülersicht (n=597) und teilweise auch aus Lehrersicht. Von den Integrationsschülern wurden 22 zielgleich und 31 zieldifferent, orientiert am Lehrplan der Sonderschule für Lernbehinderte, unterrichtet und beurteilt. Die Schulleistungen in Deutsch und Mathematik der lernbehinderten Schüler bewegten sich, nach starken anfänglichen Differenzen, im längsschnittlichen Vergleich über zwei Jahre auf die Noten der anderen Gruppen zu. Die geschlechtsspezifischen Notendifferenzen waren markanter als die behinderungsspezifischen. Insgesamt ist der Grad der Integriertheit auf der Basis des FDI positiv zu beurteilen. Das Fähigkeits-Selbstkonzept von lernbehinderten und leistungsschwachen Schülern erscheint allerdings noch problematisch. Für den objektiven Kontext Schulform ergaben sich aus den Varianzanalysen mehrere signifikante Haupteffekte in bezug auf die Leistungen in Mathematik, die soziale und emotionale Integration. Die Schwierigkeiten bei der Integration lernbehinderter Schüler werden ebenso diskutiert wie die aus den Untersuchungen folgenden Interventionsmöglichkeiten.

The mainstreaming of handicapped children in Saarland (a federal state in Germany) is systematically analyzed from different perspectives. Findings on scholastic achievement and self-concept development are presented. Assessments from two cohorts of children entering integrative classes in different kinds of secondary schools were made. The data were based on the semester grades of students (n=743), questionnaires designed to assess self-concept dimensions of integration (FDI) and, to a lesser extent, on teacher evaluation of students. From the samples of students in integrative classes, 31 of the handicapped children (n=53) are taught and graded according to the standard curriculum for learning disabled students in special education schools. After an initial phase of marked differences in German and Math grades, the grades of the learning disabled children approached those of the other students. Overall gender differences were more marked than handicap-related differences. On the basis of the FDI questionnaires, the amount of integration can be evaluated positively. Multivariate analyses revealed several significant main effects on social and emotional integration for the type of secondary school. However, with regard to the intellectual skills, the self-concept of learning disabled children seems to pose a problem. The success of mainstreaming efforts depends on the very complex systemic context. In conclusion, the problems involved in the integration of learning disabled children as well as interventions which may overcome these difficulties, are discussed.

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aktualisiert am 30.01.2003