Heilpädagogische Forschung
 

Qualitative Verfahren für Lehrende im gemeinsamen Unterricht - Zur Ermittlung des besonderen Förderbedarfs im Lernen und Verhalten eines Jungen
aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 1 1995
von Rainer Benkmann

 

Im folgenden Beitrag wird die Auffassung vertreten, daß qualitative und quantitative Untersuchungen als "gleichwertige Teile" empirischer Sozialforschung zu sehen sind. Die Bedeutung qualitativer Verfahren für die Untersuchung pädagogischer Handlungsprobleme wird hervorgehoben. Am Beispiel einer Einzelfallstudie zum Lernen und Verhalten eines achtjährigen Jungen wird anschließend gezeigt, daß qualitative Verfahren (teilnehmende Beobachtung und problemzentriertes Gespräch) bei der Ermittlung des besonderen Förderbedarfs im gemeinsamen Unterricht mit zwei Lehrenden nützlich sind. Die Analyse der Beobachtungsdaten, die durch einen im Verfahren trainierten Sonderpädagogen erhoben wurden, beruhte auf 121 Szenen. Quatschmachen, Ablenken, körperliche Aggression und Unselbständigkeit beim Lernen wurden als problemerzeugende Handlungsmuster identifiziert. Dokumentationen und Analyse zur Förderung des Arbeits- und Sozialverhaltens basierten auf 83 Protokollausschnitten problemzentrierter Gespräche. Hier zeigten sich die Bemühungen der Lehrerin und des Sonderpädagogen, dem extrem hohen Förderbedarf des Jungen in der allgemeinen Schule zu entsprechen. Teilnehmende Beobachtung und reflektierende Auseinandersetzung im problemzentrierten Gesprächen boten gute Gelegenheiten, den gemeinsamen Unterricht weiter zu entwickeln

In the following article we argue that qualitative and quantitative research are equally important parts of social research. The relevance of qualitative methods in the educational field emphasized. Moreover, a single case study of an eight-year-old boy with special needs in learning and behavior shows that using qualitative methods (participant observation, problem-centered conversation) are valuable to find out special education needs in integrated classes with two teachers. The analysis of observation data taken by a trained special educator was based on 121 scenes. Bullying behavior, distraction, physical aggression and helplessness in learning were identified as patterns of behavior making trouble. Documentation and analysis of the education of working and social behavior were based on 83 segments of problem-centered conversations. Here, the efforts of the female teacher and the special educator met the extremely special needs of the boy in regular school. Participant observation and reflexion during problem-centered conversation gave a good opportunity to develop the integration of handicapped children into regular school.

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aktualisiert am 30.01.2003