Heilpädagogische Forschung
 

Wechselseitige Imitations- und Modellierungsprozesse in der Behandlung von schweren Verhaltenstörungen bei geistig Behinderten
aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 3 1994
von Ulrich Elbing und Ulrich H. Rohmann

 

Die vorliegende Studie stellt die Anwendung wechselseitigen Imitations- und Modellernens im Rahmen eines multimodalen Behandlungskonzepts für schwere Verhaltensstörungen bei geistig Behinderten mit autistischen oder psychomotorischen Zügen vor und untersucht die Wirksamkeit auf das Problemverhalten und erwünschte alternative Verhaltensweisen. Hierzu faßt der Artikel acht Einzelfallstudien zusammen, die als Längsschnitt-Beobachtungen von zumindest 18 Wochen Dauer vor, während und nach der Durchführung eines Intensivtherapie-Programms in einem Heim für Geistig- und Mehrfachbehinderte durchgeführt wurden. Das Verhalten wurde überwiegend in multiple baseline designs erhoben. In sechs Fällen wurden eine oder zwei mindestens vierwöchige katamnestische Beobachtungen im Abstand bis zu vier Jahren nach der Intensivtherapie durchgeführt. Die Befunde weisen auf ein Ergänzungsverhältnis von symptomatischer verhaltenstherapeutischer Behandlung und der Entwicklung alternativen Verhaltens durch Imitations- und Modellierungstechniken hin, wobei eine Reduzierung der Verhaltensstörung auch ohne symptomatische Behandlung nachgewiesen werden kann. Neben einer Bestätigung der Wirksamkeit des Therapiekonzepts bei sechs von acht Fällen ergibt sich der Befund, daß nahezu durchgängig der Zeitpunkt der deutlichsten Störungsreduktion bereits in der Baseline-Phase liegt. Dieses Ergebnis wird auf unspezifisch störungsreduzierende Faktoren hin diskutiert, die durch die Vorbereitung der Bezugspersonen auf die Behandlung wirksam werden können.

This study presents the application of mutual imitation and model learning techniques on mentally handicapped persons with autistic or psychotic symptoms within a multimodal treatment design. The impact on the development of several disturbed and socially accepted alternative behavior is documented before, during and after an intensive therapy program conducted in a residential institution for mentally handicapped persons. Eight single case studies were made as long term observation with a duration of at least 18 weeks, mostly with a multiple baseline design. One or two follow ups with at least four weeks length were conducted in six cases up to four years after the end of the intensive therapy. The main results confirm successful treatment in six out of eight cases. They show the decrease of problem behavior and the increase of alternative behavior during the therapy program, and the significant reduction of the problem behavior being located in the baseline phase before the beginning of the therapy on all cases but one. The results indicate complementary functions of symptomatic behavioral therapy and the application of mutual imitation and model learning techniques concerning reduction of problem behavior and developing communication skills. Additionally, reduction of problem behavior can be achieved in some cases without symptomatic oriented interventions. The reduction of problem behavior before the beginning of treatments is discussed in terms of nonspecific effects of the engagement in treatment preparations by the staff members.

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aktualisiert am 30.01.2003