Heilpädagogische Forschung
 

Zur Bedeutung der Verarbeitung von Reihenfolgeinformationen für die Leseleistung bei Grundschülern und lern- und geistig behinderten Menschen
aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 2 1994
von Thomas Rammsayer und Annegret Klein-Heßling

 

In einer Studie zur Bedeutung der Verarbeitung von Reihenfolgeinformation auf die Leseleistung nahmen 50 Kinder der zweiten Grundschulklasse (Altersdurchschnitt 7.5 Jahre) und 26 lern- bzw. geistig behinderte Versuchspersonen (Altersdurchschnitt 17.5) teil. Obwohl eine deutliche Beeinträchtigung der visuellen Verarbeitung von Reihenfolgeinformationen bei der Gruppe der Behinderten im Vergleich zu den nichtbehinderten Versuchspersonen nachgewiesen werden konnte, belegen schrittweise Regressionsanalysen, daß die Leseleistungen der Behinderten nicht von der Verarbeitung von Reihenfolgeinformationen, sondern eher vom Intelligenzniveau abzuhängen scheint. Dagegen kann die Leseleistung der Grundschüler als intelligenzunabhängig betrachtet werden. Gleichzeitig besteht aber bei dieser Untersuchungsgruppe ein signifikanter Zusammenhang zwischen Leseleistung und der Verarbeitung der Zeitinformation. Diese Ergebnisse werden im Hinblick auf unterschiedliche Ursachen für Lesestörungen bei Lern- bzw. geistig Behinderten im Vergleich zu Nicht-Behinderten sowie in bezug auf das Dyslexie-Konzept diskutiert.

Visual processing of temporal order and its significance of reading performance were studied in 50 second graders (mean age 7.5 years) and 26 mentally retarded subjects (mean age 17.5 years). Although processing of temporal order was markedly impaired in the mentally retarded subjects as compared to the group of second graders, stepwise regression analyses showed that reading performance of the former group depends on the individual level of intelligence rather than on performance on temporal order processing. On the other hand, reading performance of the second graders was highly correlated with temporal order processing but, at the same time, proved to be independent of individual levels of intelligence. This pattern of results is discussed with respect to qualitatively different mechanisms underlying reading disabilities observed in the mentally retarded, on the one hand, and in poor readers diagnosed as developmental dyslexis, on the other.

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aktualisiert am 30.01.2003