Heilpädagogische Forschung
 
Soziale Beziehungen Spätererblindeter - eine Pilotstudie
aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 3 1993
von Katrin Georgieff und Giesela Friedrich

Durch die Befragung von 15 Spätererblindeten wurde im Rahmen eines retrospektiven Untersuchungsdesigns erforscht, ob und in welcher Weise sich die sozialen Beziehungen des Befragten im Zusammenhang mit dem Eintritt der Erblindung veränderten. Dabei konnte u.a. gezeigt werden: 1. Die Untersuchungsteilnehmer nahmen zum Untersuchungszeitpunkt signifikant mehr emotionale Unterstützung und signifikant weniger soziale Belastung wahr als vor dem Eintritt der Erblindung. 2. Wer sich vor der Erblindung in vergleichsweise hohem / geringem Maße emotional unterstützt und sozial integriert fühlte sowie häufig / selten von anderen Personen um soziale Unterstützung gebeten wurde, erlebte auch zum Untersuchungszeitpunkt vergleichsweise viel / wenig emotionale Unterstützung, soziale Integration und Reziprozität in seinen sozialen Beziehungen. 3. Häufig entfielen viele Unterstützungsfunktionen auf nur wenige Bezugspersonen des Befragten. Netzwerke dieser Art vermitteln eine trügerische Sicherheit bezüglich ihrer Stabilität. 4. Dem Kontakt zu anderen blinden Menschen wurde von allen Beteiligten größte Bedeutung beigemessen. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung können der Generierung von in umfangreicheren Studien zu überprüfenden Hypothesen dienen.

Using a retrospective research design, the author questioned 15 persons who had gone blind at a later stage in their lives wether and how those people's social relations had changed with the onset of blindness. The author found, among other things, that (1) at the time the research was conducted, the persons under study her perceiving significantly less social stress than prior to the onset of blindness; that (2) those persons who prior to the onset of blindness had perceived a comparatively high / low measure of emotional support and social integration and who had frequently / rarely been asked by others for social support were perceiving a comparatively high / low measure of emotional support, social integration and reciprocity in social relations also at the time of the study; that (3) frequently many supportive functions were performed by only a small number of reference persons of the persons questioned. The sense of security that these kind of networks convey in terms of stability is deceptive; that (4) all those questioned attached major importance to contact with other blind people. The results of this study can be used to generate hypotheses to be tested in more extensive investigation.

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aktualisiert am 30.01.2003