Durch die Befragung von 15 Spätererblindeten wurde im Rahmen eines
retrospektiven Untersuchungsdesigns erforscht, ob und in welcher
Weise sich die sozialen Beziehungen des Befragten im Zusammenhang
mit dem Eintritt der Erblindung veränderten. Dabei konnte u.a. gezeigt
werden: 1. Die Untersuchungsteilnehmer nahmen zum Untersuchungszeitpunkt
signifikant mehr emotionale Unterstützung und signifikant weniger
soziale Belastung wahr als vor dem Eintritt der Erblindung. 2. Wer
sich vor der Erblindung in vergleichsweise hohem / geringem Maße
emotional unterstützt und sozial integriert fühlte sowie häufig
/ selten von anderen Personen um soziale Unterstützung gebeten wurde,
erlebte auch zum Untersuchungszeitpunkt vergleichsweise viel / wenig
emotionale Unterstützung, soziale Integration und Reziprozität in
seinen sozialen Beziehungen. 3. Häufig entfielen viele Unterstützungsfunktionen
auf nur wenige Bezugspersonen des Befragten. Netzwerke dieser Art
vermitteln eine trügerische Sicherheit bezüglich ihrer Stabilität.
4. Dem Kontakt zu anderen blinden Menschen wurde von allen Beteiligten
größte Bedeutung beigemessen. Die Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung
können der Generierung von in umfangreicheren Studien zu überprüfenden
Hypothesen dienen.
|
Using a retrospective research design, the author questioned 15
persons who had gone blind at a later stage in their lives wether
and how those people's social relations had changed with the onset
of blindness. The author found, among other things, that (1) at
the time the research was conducted, the persons under study her
perceiving significantly less social stress than prior to the onset
of blindness; that (2) those persons who prior to the onset of blindness
had perceived a comparatively high / low measure of emotional support
and social integration and who had frequently / rarely been asked
by others for social support were perceiving a comparatively high
/ low measure of emotional support, social integration and reciprocity
in social relations also at the time of the study; that (3) frequently
many supportive functions were performed by only a small number
of reference persons of the persons questioned. The sense of security
that these kind of networks convey in terms of stability is deceptive;
that (4) all those questioned attached major importance to contact
with other blind people. The results of this study can be used to
generate hypotheses to be tested in more extensive investigation.
|