Heilpädagogische Forschung
 
Bericht
Grenzen der Beschulbarkeit. Ein Erfahrungsbericht über ein gravierendes Gesundheitsproblem

aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 3 2016
von Klaus Hennicke

Die erheblichen Häufigkeiten von Verhaltensauffälligkeiten und psychischen Störungen bei Schülerinnen und Schülern in den Schulen mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung (FSGE) sind epidemiologisch durch zahlreiche Studien bestätigt (Soltau et al., 2015; Dworschak et al., 2012; Überblick bei Sarimski, 2007). Wie auch immer man die Zahlen bewertet, fest steht, dass die „betroffenen“ Lehrer mit einem sehr reichhaltigen Spektrum von Verhaltensweisen und Ausdrucksformen ihrer Schüler konfrontiert werden, die ihre spontanen Umgangsstrategien, ihr pädagogisches Wissen und ihre Kompetenzen sowie ihre Erfahrungen oftmals weit über ihre Grenzen herausfordert.

Aus meiner Sicht steht außer Zweifel, dass gerade bei den Äußerungsformen von intelligenzgeminderten Kindern und Jugendlichen die „Grenzen der Pädagogik“ und damit die „Grenzen der Beschulbarkeit“ (Ahrbeck, 2006) oftmals erreicht werden, und zwar wesentlich häufiger als es gemeinhin diskutiert wird (z.B. bei Ratz, 2012) und wahrscheinlich auch wesentlich häufiger als in anderen Schultypen. Die Schwelle in einer FSGE, die Grenzen der Beschulbarkeit festzustellen, also einen längerfristigen oder gar endgültigen Ausschluss aus der Schule aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten erwägen, ist aber nach aller Erfahrung extrem hoch. Dabei spielen mehrere Gründe eine Rolle, u.a.: Die Lehrkräfte sind der Überzeugung, dass die FSGE der letzte Ort sei, wo sich noch jemand dieser schwierigen Menschen annimmt. „Nach uns gibt es niemanden!“

Die Schulaufsichten ordnen die Beschulung an, weil es tatsächlich keine Alternative gibt oder eine solche nicht wahrgenommen wird, anders bei nichtintelligenzgeminderten Schülern, wo die „temporäre Befreiung von Schulbesuchspflicht“ mit Unterbringung in der Jugendhilfe …

… weiterlesen können Sie in der Printausgabe [Heilpädagogische Forschung 42(3), 160–168]

zur Übersicht des Jahrgangs 2016
pic/blindgelb.gif (103 Byte)
zurück zum Kopf der Seite
aktualisiert
am 21.09.2016