Heilpädagogische Forschung
 
Die Beziehung zu Geschwistern mit einer geistigen Behinderung im mittleren Erwachsenenalter – Kennzeichen und Prädiktoren
aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 1 2015
von Sylvia Mira Wolf

In dieser Studie wurde die Qualität und Quantität der Beziehung von Menschen mit einer geistigen Behinderung zu ihren nicht geistig behinderten Schwestern und Brüdern erfasst. Dazu wurden 92 Geschwister im Alter zwischen 20 und 62 Jahren befragt. Es wurde überprüft, inwiefern das Geschlecht und der Wohnort (innerhalb der Familie oder in Institutionen) der Menschen mit einer Behinderung sowie das Geschlecht der Geschwister und die Anzahl der Kinder in der Familie mit der Qualität der Geschwisterbeziehung in Verbindung stehen. Es bildet sich eine positive Beziehungsqualität mit regelmäßigen Kontakten ab. Eine hohe Belastung durch die Geschwisterbeziehung erlebten die Befragten aus Familien mit zwei oder drei Kindern. Prädiktiv für die Beziehungsqualität und die Belastung für die Geschwister ohne eine Behinderung erwiesen sich sowohl Faktoren seitens der Menschen mit einer geistigen Behinderung (funktionelle Einschränkungen, Alter), als auch aktuelle Lebensumstände der befragten Geschwister sowie die aktuelle und retroperspektive Gestaltung der Geschwisterbeziehung und zudem Faktoren, die die gesamte Familie betreffen (Geschwisteranzahl, Unterstützung, Konflikte).

Schlüsselwörter: Geschwisterbeziehung, mittleres Erwachsenenalter, systemischer Bezug, Belastung, retrospektive Befragung, intellektuelle Beeinträchtigung, Behinderung.

Relationship quality in adult siblings of persons with intellectual disabilities in middle adulthood.

In this study quality and quantity of relationships between sisters and brothers with and without intellectual disabilities have been explored. 92 siblings aged between 20 and 62 years took part in the survey. Gender, residential place (family vs. institution) of the targeted group with intellectual disability, gender of siblings without intellectual disabilities, and number of children were focused in order to find out data on the quality of sibling relationship. In general, a positive relationship quality was found, though siblings of families with 2–3 children experience the relationship comparably strained. Predictive factors for the quality of relationship and siblings’ burden without intellectual disabilities are characteristics of persons with intellectual disabilities like functional impairments and age. Current living conditions of the siblings without intellectual disabilities, current and former organization of sibling relationships and factors which concern the whole family (number of children, support, conflicts) are also important predictors.

Keywords: sibling relationships, mid-adulthood, systemic relation, relationship strain, retrospective survey, intellectual disability, exceptionality.

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aktualisiert
am 08.03.2015