Heilpädagogische Forschung
 
Editorial von Herbert Goetze aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 1 2015

Liebe Leserin, lieber Leser
der Heilpädagogischen Forschung,

einmal mehr werden wir Ihnen in diesem Jahr hochwertige umfängliche Forschungsarbeiten aus dem Bereich der Behinderten-, Sonder-, Heil- bzw. Förderpädagogik zur Lektüre anbieten, und dabei spielen die Meinungen und Einstellungen des Redakteursteams keine Rolle, es kommt uns vielmehr auf die Qualität der eingereichten Arbeiten an. So wird Sie der erste, in dieser Ausgabe veröffentlichte Forschungsprojektbeitrag vielleicht deshalb überraschen, weil man zu dem Vorhaben der Vollinklusion von Schülern mit Verhaltensstörungen unterschiedlicher Ansicht sein kann. Die Autorinnen Margaretha Florin, Annette Lütolf und Angela Wyder von der Hochschule für Heilpädagogik Zürich leisten einen Beitrag zur Verfeinerung und Erweiterung des Verstehens von Gelingensbedingungen der Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit Verhaltensstörungen, wobei methodisch-didaktische und interaktive Aspekte des Unterrichts im Untersuchungsmittelpunkt stehen. Die wesentlichen Ergebnisse aus dem Projekt werden präsentiert, nachdem viele Unterrichtsstunden systematisch beobachtet worden sind, so dass letztendlich der Zusammenhang zwischen Unterrichtsführung und Schülerverhalten deutlich wird.

Sylvia Wolf von der TU Dortmund hat sich der Mühe unterzogen, die Beziehung zwischen Geschwistern mit und ohne eine Behinderung zu untersuchen; in ihrer Studie wurde die Qualität und Quantität der Beziehung von Menschen mit einer geistigen Behinderung zu ihren nicht geistig behinderten Schwestern und Brüdern im Alter zwischen 20 und 62 Jahren erhoben. Ihre Ergebnisse zeigen insgesamt erwartete wie überraschende Trends auf. Für die Beziehungsqualität spielten z. B. personale Faktoren der Menschen mit einer geistigen Behinderung, funktionelle Einschränkungen, Lebensalter und auch aktuelle Lebensumstände eine wichtige Rolle.

Der abschließende Forschungsbeitrag trägt den Titel „Testgütekriterien der Verlaufsdiagnostik von Schülerverhalten im Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung“; ein Autorenteam von den Universitäten Potsdam und Köln, bestehend aus Gino Casale, Thomas Hennemann, Christian Huber und Michael Grosche, stellt Überlegungen dazu an, wie durch eine ressourcenorientierte Diagnostik besser auf die individuellen Lernbedürfnisse von Lernenden zugegangen werden kann. Die herkömmlichen Instrumente zur Erfassung von Verhaltensmerkmalen werden einer kritischen Überprüfung unterzogen. Mit dem neuartigen Instrument der Direkten Verhaltensbeurteilung (DVB) wird nun eine Alternative vorgeschlagen, die vergleichsweise zahlreiche Vorzüge bietet.

Die sich anschließende kritische Rezension von Christian Fischer betrifft eine herausragende Buchpublikation von Günther Deegener, der Risiko- und Schutzfaktoren im Kinder- und Jugendhilfesystem analysiert hat.

Auch diese Ausgabe wird wieder mit Ressourcen für die Hochschularbeit in Seminaren mit sog. Hochschuldidaktischen Fragen und kurzen Wissenstests abgeschlossen.

Ich wünsche Ihnen, der an Forschungsfragen des Bereichs der Behinderten-, Sonder-, Heil- bzw. Förderpädagogik interessierten Leserschaft, eine anregende Lektüre,

Ihr
Herbert Goetze

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aktualisiert
am 8.03.2015