Kinder mit schweren psycho-sozialen Belastungen prägen in vielfältiger Weise die pädagogische Arbeit in der
Schule. Sie gelten als aggressiv-ausagierend oder depressiv-zurückgezogen (Myschker, 2009, 55). Bei genauerer
Betrachtung passt jedoch kaum ein Kind nur in die eine oder andere Kategorie: So werden viele der stark
zurückgezogenen Kinder als hochgradig autoaggressiv beschrieben (Heinemann & Hopf, 2012, 146). Einige der
Betroffenen verletzen sich selbst oder hungern bis zum wortwörtlichen Umfallen. Bei einem großen Teil der
offensichtlich aggressiven Kinder und Jugendlichen liegt eine nachhaltige Traurigkeit im Erleben vor. Diese
massive Traurigkeit kann nur durch permanente Aktivität oder Fremdaggressivität abgewehrt werden: „
Anstelle von Tränen wird Blut vergossen“ (Mentzos, 1988, 148f.). Auf der Ebene der zugrundeliegenden
Erfahrungsmuster sowie hinsichtlich der Störung des Verhaltens mögen real sehr große Unterschiede bestehen,
wobei es vielfach auch dort zu Überlappungen kommt (Opp, 2010, 150). Im Hinblick auf das innere Erleben, also
auf denjenigen Bereich, der eine Scharnierfunktion zwischen Erfahrung und Symptomatik bildet, besteht jedoch
keine eindeutige Zuordnungsmöglichkeit.
Insgesamt etwa acht unter tausend Schülern sind dem Förderbedarf emotional-soziale Entwicklung zugeordnet.
Die Prävalenz psychischer Störungen ist jedoch um ein Vielfaches höher einzuschätzen (Goodman & Burton, 2010).
Verschiedene Untersuchungsergebnisse weisen einen Anteil von 10–20% von Kindern und Jugendlichen mit
psychischen Störungen in der jeweiligen Altersgruppe aus (Ahrbeck, 2011, 345; Dornes 2010, 1014). Das heißt,
unabhängig von explizit sonderpädagogischer Förderung sind Lehrerinnen und Lehrer im Unterricht mit starken
Entwicklungsstörungen konfrontiert. Nicht alle der Betroffenen sind dauerhaft beeinträchtigt. Dennoch kann davon
ausgegangen werden, dass sich in fast allen Schulklassen auch Kinder mit schweren psychischen
Belastungserfahrungen finden ...
... weiterlesen können Sie in der Printausgabe [Heilpädagogische Forschung 39(4), 210–216]