Heilpädagogische Forschung
 
Editorial von Herbert Goetze aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 2 2013

Liebe Leserin, lieber Leser
der Heilpädagogischen Forschung,

momentan bewegt sich einiges im Feld der Pädagogik, die sich mit Behinderungen befasst. Das zeigt sich z.B. auf personeller Stellenbesetzungsebene, denn derzeit werden an den Hochschulen vakante Positionen mit fachlich vielversprechenden Vertretern der jüngeren Generation bekleidet. Wir können unsere Freude nicht ganz verheimlichen: Viele der hoffnungsvollen Anwärter haben einige ihrer wegweisenden empirischen Arbeiten in der Heilpädagogischen Forschung publiziert; vielleicht hat diese Forschungszeitschrift also dazu beigetragen, die qualifizierten Bewerber auf die ihnen angemessenen Positionen zu platzieren? Inhaltlich spiegelt sich die Bewegung in der Sonderpädagogik einmal mehr in den Beiträgen dieser Ausgabe wider.

Unter dem Titel „Zusammenarbeit zwischen KlassenlehrerIn und SonderpädagogIn in der Integration“ haben Markus Gebhardt und Co-Autoren die gemeinsame Förderarbeit aller Beteiligten auf den Prüfstand gestellt. Mit Hilfe eines Fragebogens wurden 174 KlassenlehrerInnen und 126 SonderpädagogInnen aus österreichischen integrativen Klassen zur Umsetzung der Zusammenarbeit und zu ihrer Zufriedenheit damit befragt. Die Ergebnisse lassen sich dahingehend interpretieren, dass nicht das Arbeitsverständnis von SonderpädagogInnen und KlassenlehrerInnen unterschiedlich ist, sondern dass die gemeinsame Förderarbeit in der Sekundarstufe mit dem größeren Klassenteam und dem FachlehrerInnensystem schwieriger umzusetzen ist als in der Primarstufe.

Jürgen Walter und Lea Schulz von der Universität Flensburg legen eine umfängliche Studie zu der Frage vor, ob die Prognose von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten durch eine konzeptionelle Erweiterung und methodologische Veränderung des Vorhersagemodells verbessert werden kann. Im Beitrag wird zunächst die Darstellung und Analyse unterschiedlicher im Vorschulalter relevanter Einflussgrößen zur Prognose von späteren Schwierigkeiten beim Lesen- und Schreibenlernen vorgenommen. Daraus wird die Vermutung abgeleitet, dass durch die zusätzliche Aufnahme weiterer sprachlicher Variablen und nonverbaler Kompetenzen eine präzisere Vorhersage von Schwierigkeiten beim Schriftspracherwerb am Ende der ersten Klasse erfolgen kann. Auf dieser Basis wird in einer Längsschnittstudie, an der nicht weniger als 200 Kinder beteiligt waren, der Nachweis erbracht, dass vor allem im Bereich des Rechtschreibens ein solches erweitertes Modell eine deutlich bessere Klassifikation erlaubt.

Die an dritter Stelle stehende Forschungsarbeit von Christian Klicpera, Johanna Weiss und Barbara Gasteiger-Klicpera hat die Effektivität der schulischen Legastheniker-Förderung für Kinder der 3. und 4. Schulstufe nach dem Programm von Reuter-Liehr zum Gegenstand.

Im Ergebnis zeigte sich: Verglichen mit einer nach Leistungsstand unbehan­delten Kontrollgruppe zeigten die geförderten Kinder eine signifikante Verbesserung der Lese- und der Rechtschreibsicherheit, allerdings nicht in der Lesegeschwindigkeit. Weitere Detailergebnisse dieser Untersuchung sollten Anlass sein, einschlägige Trainings zu optimieren.

Der abschließende Bericht hat Kenntnisse und Einstellungen von Lehramtsstudierenden zu den sog. assistive technologies zum Inhalt, die in der Förderung von Personen mit schwerwiegenden Behinderungen eine immer größere Rolle spielen. Stammt die Untersuchung auch aus dem anglo-amerikanischen Sprachraum, so kann man doch optimistisch sein, dass sich die nachwachsende Generation hierzulande als offen für die kommenden Technologieentwicklungen im Behindertenbereich zeigt.

Im Ergebnis zeigte sich: Verglichen mit einer nach Leistungsstand unbehan­delten Kontrollgruppe zeigten die geförderten Kinder eine signifikante Verbesserung der Lese- und der Rechtschreibsicherheit, allerdings nicht in der Lesegeschwindigkeit. Weitere Detailergebnisse dieser Untersuchung sollten Anlass sein, einschlägige Trainings zu optimieren.

Es bewegt sich also viel in der Heil- und Sonderpädagogik, wie Sie durch die Lektüre dieser Ausgabe der Heilpädagogischen Forschung erfahren können,

Ihr
Herbert Goetze

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aktualisiert
am 11.03.2015