Heilpädagogische Forschung
 
Sprachedefizite und Verhaltensauffälligkeiten: Spielt der Migrationshintergrund eine Rolle?
aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 4 2012
von Barbara Maria Schmidt, Barbara Gasteiger-Klicpera, Diemut Kucharz, Werner Knapp und Alfred Schabmann

Die vorliegende Studie untersucht an einer unselektierten Stichprobe die Fragestellung, inwieweit Sprachschwierigkeiten zu einem auffälligeren Verhalten bzw. zu emotionalen Problemen führen und ob gegebenenfalls die entsprechenden Effekte in Abhängigkeit vom Geschlecht und dem Migrationsstatus der Kinder unterschiedlich stark ausfallen. An einer Stichprobe von 235 deutschen Kindern (52 Jungen) und 109 Kindern mit (türkischem) Migrationshintergrund (52 Jungen) wurden zu zwei Zeitpunkten im Kindergarten die Sprachkompetenz sowie Verhaltensauffälligkeiten (als LehrerInneneinschätzungen) erhoben. Die Ergebnisse stützen die Befunde, wonach sprachliche Unterschiede und Unterschiede im Verhalten der Kinder in Abhängigkeit von Geschlecht und Migrationsstatus bestehen. Jungen werden generell als hyperaktiver, oppositioneller, weniger prosozial und auch öfter als viktimisiert eingeschätzt als Mädchen. Aber auch Kinder mit Migrationshintergrund werden von den LehrerInnen öfters als aggressiv, hyperaktiv, oppositionell und weniger prosozial und ebenfalls als häufiger viktimisiert wahrgenommen. Des Weiteren zeigen sich schwache Effekte von der Sprachkompetenz auf das Verhalten: eine geringere Sprachkompetenz führt über die Zeit zu problematischeren Verhaltensweisen bzw. einer ungünstigeren emotionalen Situation. Allerdings sind diese Effekte für Jungen und Mädchen wie auch für Kinder mit unterschiedlichem Migrationsstatus gleich.

Schlüsselwörter: Sprachentwicklung, Migration, Geschlechtsunterschiede, Verhaltensauffälligkeiten

Language deficits and behavior disorders: How are they connected to migration background?

This study was conducted in an unselected sample of kindergarten students and investigated whether behaviour or emotional problems are caused by deficits in language development and if the effects were the same for boys and girls. In addition, the effects for children with and without migration background were scrutinized. Early language competencies as well as behaviour problems (teacher ratings) were measured twice in kindergarten. The sample comprised 253 German children (52 boys) and 109 Turkish children (52 boys). Clear differences in terms of language competences were found. Furthermore, boys were rated as more hyperactive, more in opposition to the teacher, less social minded, and more often victims of peer-aggression. On the other hand, children with a migration background were rated more aggressive, hyperactive, in opposition to the teacher, less social minded, and more often victims of peer-aggression. Also significant negative effects of poor language competences on behaviour problems end emotional well-being were found. However, the latter effects were structurally the same for all groups.

Keywords: language development, migration, sex-differences, behaviour problems

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aktualisiert
am 11.12.2012