Störungen der motorischen Entwicklung bedeuten eine entscheidende Beeinträchtigung für das Kind,
schränken nicht nur seinen Bewegungs- und Handlungsspielraum ein, sondern hemmen auch seine
sozialen Aktivitäten. Bewegungsstörungen bei Kindern, die nicht auf somatische Ursachen,
Einschränkungen der Sinnesleistungen oder der kognitiven Fähigkeiten zurückgeführt werden können,
werden als „umschriebene Entwicklungsstörungen der motorischen Funktionen (UEMF)“ bezeichnet.
Die vorliegende Studie versucht die Frage zu beantworten, ob durch ein zusätzliches Bewegungsangebot
im Kindergarten über 20 Monate die Bewegungsentwicklung nicht nur von unauffälligen Kindern,
sondern auch von UEMF-Kindern positiv beeinflusst werden kann. An der Untersuchung nahmen 318 Kinder,
159 Jungen und 159 Mädchen aus Münchener Kindergärten teil, das Alter der Kinder zu Beginn der Studie
betrug 53.7 Monate (s = 7.4). In den 11 Interventionseinrichtungen, die 174 Kinder besuchten, wurde das
Bewegungsangebot quantitativ und inhaltlich erweitert (mindestens eine Sportstunde pro Woche,
Bewegungsangebote von mindestens 20 Minuten an den anderen Tagen, spezifische Fortbildungsangebote
für Erzieherinnen). In den 11 Kontrolleinrichtungen (mit 144 Kindern) wurde das normale
Bewegungsangebot weitergeführt (eine Sportstunde pro Woche). Um die Auswirkungen der Interventionsmaßnahmen
zu überprüfen, wurden 3 Erhebungen, zu Beginn, nach 10 Monaten und am Ende der Studie durchgeführt,
bei denen körperliche Merkmale und motorische (Koordination, Fitness, Handgeschicklichkeit) und
kognitive Leistungen gemessen wurden. Anhand der Ergebnisse der 1. Erhebung wurden gemäß den
ICD-Kriterien Kinder mit motorischen Entwicklungsstörungen identifiziert; dies waren in der
Interventionsgruppe 18 (12 Jungen und 6 Mädchen) und in der Kontrollgruppe 22 Kinder (12 Jungen und
10 Mädchen). Erwartungsgemäß verbesserten sich die motorischen Leistungen der Kinder im
Untersuchungszeitraum und die Intervention hatte einen positiven Einfluss auf die motorische
Entwicklung: Kinder in der Interventionsgruppe erzielten im Verlauf der Studie einen höheren
Leistungszuwachs in einem Motoriktest als Kinder in der Kontrollgruppe. Auch Kinder mit
motorischen Entwicklungsstörungen (UEMF) verbesserten sich hinsichtlich ihrer motorischen
Leistungen, ihre Leistungen lagen aber deutlich unter der der unauffälligen Kinder. Ein positiver
Einfluss der Intervention konnte bei ihnen nicht nachgewiesen werden.
Schlüsselwörter: Umschriebene Entwicklungsstörungen der motorischen Funktionen (UEMF),
motorische Ungeschicklichkeit, Längsschnittstudie, motorische Förderung, Intervention,
Vorschulalter |
The Effects of a Child Care Centre-Based Motor Skills Enhancement Program in Children
with Developmental Coordination Disorders (DCD) – A Controlled 20-Months-Longitudinal Study
Disorders in motor development represent a significant impairment for the child, limiting
both his/her movements and scope of action and also social activities. Movement disorders in
children which are not attributable to somatic causes, constraints of sensory abilities or cognitive
skills, are named “developmental coordination disorders (DCD)”. The study presented attempts
to answer the question whether a child-centered physical activity intervention in child care
centers over 20 months would enhance motor performance not only in normal, but also in DCD-children.
318 children, 159 boys and 159 girls, attending child care centers in Munich, participated in the
study, the children’s ages at the beginning of the study was 53,7 months (SD = 7.4). In the
intervention group (N = 174) the program for physical activities was expanded both quantitatively
and qualitatively (at least one weekly 45-minute-session of physical education, sessions of physical
activities of at least 20 minutes on the other days, teachers were trained in conducting physical
education sessions). Control children (N = 144) experienced the regular curriculum (one session of
physical activities per week). In order to examine the effects of the intervention there were
three surveys, conducted at the beginning, after 10 months and at the end of the study, in which
physical characteristics, motor performance (coordination, fitness, dexterity) and cognitive performance
were measured. Based on the results of the first survey 18 children (12 boys and 6 girls) in the
intervention and 22 children (12 boys and 10 girls) were classified as suffering from DCD according
to ICD criteria. As expected, the motor performance of children increased during the study and children
in the intervention group surpassed children in the control group in motor performance (body
coordination, physical fitness, and dexterity, measured by a motor test battery MoTB 3–7) at the end
of the study. Also motor performance of DCD-children improved, but they were inferior compared to
normal children. No positive effect of the intervention was found in these children.
Keywords: developmental coordination disorders (DCD), clumsiness, longitudinal study,
intervention, preschool children |