Heilpädagogische Forschung
 
„Es ist vorübergehend!“
Lehrereinschätzungen über mögliche Lese-Rechtschreibprobleme – eine klassifikatorische Analyse

aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 3 2010
von Barbara Maria Schmidt und Alfred Schabmann

In einer personenorientierten klassifikatorischen Analyse wurden Akkuratheit und prognostische Validität von Lehrerurteilen zu den Lese- und Rechtschreibfähigkeiten von Grundschülern überprüft. 32 Klassenlehrer von 15 österreichischen Grundschulen wurden gebeten, zu vier Messzeitpunkten (Beginn und Ende der ersten Klasse sowie Ende zweiter und vierter Klasse) die Lese- und Rechtschreibleistungen ihrer Schüler einzuschätzen. Die Schülerleistung im Lesen und Rechtschreiben wurden parallel dazu erhoben. Insgesamt liegen Daten von 282 Schülern (54.6 % Jungen) vor. Die Ergebnisse zeigen, dass Lehrkräfte nur begrenzt dazu in der Lage sind, die Schülerleistung akkurat einzuschätzen. Im Speziellen trifft das bei Kindern mit isolierten Leseschwierigkeiten zu. Bei isolierten Rechtschreibschwierigkeiten bzw. Lese-Rechtschreibschwierigkeiten gelingt die Einschätzung besser. Zudem besteht eine klare Tendenz, anfängliche Probleme fälschlich als „vorübergehend“ einzuschätzen.

Schlüsselwörter: prognostische Validität von Lehrereinschätzungen, Lese- Rechtschreibentwicklung, klassifikatorische Analyse

 

“This is only a transitory problem” – How teachers rate spelling and reading problems of primary pupils – a classificatory analysis.

By applying a classificatory approach the accuracy and prognostic validity of teacher judgements were assessed. 32 teachers from Austrian primary schools were asked to rate their students’ (N = 282; 54.6 % boys) reading and spelling achievement over a time period of 4 years (beginning of grade 1, end of grade 1, 2, and 4). Reading and spelling were tested by using standardized reading tests. It turned out that accuracy as well as prognostic validity of teacher judgements was limited, especially for children with spelling-discrepant reading difficulties. Furthermore teachers underestimated their students’ reading and spelling problems which were rated as transitory rather than persisting.

Keywords: prognostic validity of teacher judgements, reading and spelling achievement, person-oriented approach, classificatory analysis

zur Übersicht des Jahrgangs 2010
pic/blindgelb.gif (103 Byte)
zurück zum Kopf der Seite
aktualisiert am 24.09.2010