Im Fokus der Forschung zur Situation von erwachsenen Geschwistern von Menschen mit Behinderung stehen vier Themen: (1) die Gestaltung der Geschwisterbeziehung im Erwachsenenalter, (2) die Einbeziehung der Geschwister in die Betreuung, Versorgung und Pflege ihres Bruders bzw. ihrer Schwester mit Behinderung, (3) die psychosoziale Anpassung der Geschwister sowie (4) die Vorstellungen der Geschwister über die zukünftige Betreuung des Bruders bzw. der Schwester mit Behinderung. In der vorliegenden Übersicht werden Ergebnisse und methodische Ansätze von 26 empirischen Studien erörtert. Geschwister von Menschen mit Behinderung halten nach dem Auszug aus dem Elternhaus im Allgemeinen einen engeren Kontakt mit ihrer Herkunftsfamilie. Sie geben ihrem Bruder bzw. ihrer Schwester mit Behinderung ein hohes Ausmaß an emotionaler Unterstützung, jedoch nur wenig instrumentelle Unterstützung. Sie übernehmen Unterstützungs- und Betreuungsfunktionen vor allem dann, wenn ein aktueller Bedarf vorliegt oder die Eltern krankheits- oder altersbedingt die Betreuung ihres Bruders bzw. ihrer Schwester nicht mehr in bisherigen Umfang wahrnehmen können. Das Ausmaß der Einbeziehung der Geschwister in die Betreuung und Versorgung ist abhängig vom Geschlecht der Geschwister, von der räumlichen Nähe zur Herkunftsfamilie und vom Umfang der eigenen familiären und beruflichen Verpflichtungen. Die Geschwister werden häufig nicht mit in die Planungen bezüglich der zukünftigen Betreuung ihres Bruders bzw. ihrer Schwester mit Behinderung einbezogen. Ihre Bereitschaft, in Zukunft Verantwortung für ihren Bruder bzw. ihre Schwester zu übernehmen, ist eingeschränkt, wenn der Bruder bzw. die Schwester durch seine bzw. ihre Behinderung stark beeinträchtigt ist.
Schlüsselwörter: Geschwister, Geschwisterbeziehung, Behinderung, Alter
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Adult siblings of individuals with disability: a review of research.
The research on situation of adult siblings of people with a disability focuses on four topics: (1) the sibling relationship in adulthood, (2) the involvement of siblings in the care of their brother or sister with disability, (3) the psychosocial adjustment of siblings and (4) their conceptions on the future care of the brother or sister with disability. In this review methodological approaches and results of 26 empirical studies are discussed. After leaving the parental home siblings of individuals with disability hold generally a closer contact with their family of origin than siblings of individuals without disability. They give their brother or sister with disability a high degree of emotional support, but little instrumental support. They assume care functions especially when there is a current need or when the parents are no longer able to care for the brother or sister due to their own illness or old age. The extent of the involvement of siblings in the care depends on their sex, the spatial proximity to the family of origin and the extent of their own family and work commitments. Siblings are often not included in the plans regarding the future care of their brother or sister with a disability. Their willingness to assume future care responsibilities for their brother or sister with disability is reduced, when he or she is strongly impaired. Shortcomings of the research are discussed, Keywords: siblings, siblings with disability, disability, sibling relationship, future planning |