Heilpädagogische Forschung
 
Editorial von Herbert Goetze aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 4 2008

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Liebe Leserin und lieber Leser der Heilpädagogischen Forschung,

wieder ist ein ganzes Jahr heilpädagogischer Forschung und Lehre ins Land gegangen, und diese Zeitschrift hat wiederum viele Anstrengungen unternommen, die Leserschaft über die empirische Forschungsszenerie zu informieren.

Ich muss dieses Editorial nun zum Anlass nehmen, Sie über die bevorstehende Änderung der Trägerschaft der Heilpädagogischen Forschung in Kenntnis zu setzen, und das aus folgendem Grund:

Seit 1997 ist die Heilpädagogische Forschung an der Universität Potsdam als sog. Drittmittelprojekt geführt worden. Die Dekanin der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam teilt uns nun aber mit: Die Zeitschrift sei zwar 1997 als Drittmittelprojekt eingerichtet worden, sei aber als solches nicht mehr haltbar – eine Begründung wird nicht aufgeführt. Weiter heißt es: Der Erlös aus dem Verkauf der Zeitschrift sei somit als Einnahme der Universität Potsdam zu betrachten und unterläge damit der gängigen und vorgegebenen Regelung, dass 50 % der Einnahmen dem Bereich zur Verfügung zu stellen sind. (Damit wären dann nicht einmal mehr die Druckkosten finanzierbar.) Weiterhin: Es könnten keine Sekretariatskapazitäten zur Bewältigung der anstehenden Arbeiten mehr zur Verfügung gestellt werden.

Wer ein wenig zwischen den Zeilen zu lesen vermag, dem wird klar, dass solche Kommandos zum ökonomischen Aus dieser Zeitschrift führen müssten, und den Verantwortlichen ist diese Tatsache auch wohl bewusst, denn sie verwalteten bisher ja die Gelder. Nach der Schließung des Instituts für Sonderpädagogik bildet diese Entscheidung sozusagen den i-Punkt der ‚Wertschätzung‘ der universitären Potsdamer Sonderpädagogik. Welche Konsequenz ergibt sich für die Weiterführung der HeilpädagogischenForschung?

Wir werden nach anderer Trägerschaft Ausschau halten, der es nicht auf den Konkurs der Zeitschrift ankommt, die sie vielmehr ideell und materiell in ihrem Fortbestehen begleiten wird. Über den Erfolg dieser Anstrengungen werde ich Sie auf dem Laufenden halten. Für Sie, liebe Leserschaft der Heilpädagogischen Forschung, ergeben sich keinerlei Änderungen aufgrund dieser Interna, und wir danken ausdrücklich denjenigen unter Ihnen, die uns in diesen schwierigen Zeiten die Treue gehalten und Ihr Abonnement aufrecht erhalten haben. Sie werden auch in 2009 weiterhin solide und pünktlich mit Beiträgen der sonderpädagogischen Forschung beliefert, wovon die Beiträge dieser letzten Ausgabe des Jahres 2008 Zeugnis ablegen werden.

An erster Stelle steht ein Überblicksaufsatz über die kognitive Neuropsychologie zur Beschreibung und Interpretation von Störungen des Schriftspracherwerbs von Cholewa, Heber, Hollweg und Mantey. Zunächst wird dabei erläutert, welche Rolle kognitiv-neuropsychologische Modelle und Methoden bei der Erforschung von Störungen des Lese- und Schreiberwerbs spielen können.

Weiterhin wird das sog. Routenmodell dargestellt. Sodann erfolgt eine zusammenfassende Darstellung und kritische Würdigung der bisher verfügbaren experimentellen Evidenz für die Existenz dieser Erscheinungsformen bei Störungen des Lese- und Schreiberwerbs.

Im zweiten Forschungsbeitrag von Michael Grosche von der Universität zu Köln wird danach gefragt, ob Schüler mit Verhaltensstörungen Defizite in selbstregulierten Lernsituationen wie den Mathematik-Hausaufgaben aufweisen. Dazu wurde eine Kontrollgruppenuntersuchung mittels Fragebogen in Hauptschulen durchgeführt. Im Ergebnis
zeigten sich Differenzen bei motivationalen Handlungskonflikten, die erklärbar machen, warum Hausaufgabenstellungen für Schüler mit Verhaltensstörungen so stark aversiv besetzt sind.

Jan Kuhl und Judith Walther von der Universität Gießen untersuchten mit dem an dritter Stelle stehenden Forschungsbeitrag die Einstellung von Studenten unterschiedlicher Fakultäten zu Menschen mit geistiger Behinderung und kommen zu teilweise überraschenden Ergebnissen.

Der abschließende Bericht von Markus Gebhardt, Markus Scholz und Tobias Tretter informiert über ein Vorhaben zum Thema der moralischen Entscheidungen von Sonderpädagogen in ethischen Konfliktfeldern.

Diese Ausgabe der HeilpädagogischenForschung wird mit Rezensionen, Neuerscheinungen und Veranstaltungsankündigungen abgeschlossen.

Ich hoffe mit Ihnen, liebe Leserschaft der Heilpädagogischen Forschung, auf ein gutes, vielleicht sogar besseres
Neues Jahr,

Ihr Herbert Goetze

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aktualisiert am 06.01.2009