Editorial von
Herbert Goetze aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 3 2002
Seit Juli 2002 wartet die Heilpädagogische
Forschung mit einer für sie bedeutsamen Neuerung auf: Sie besitzt
eine eigene Homepage, und das bedeutet, dass man die Heilpädagogische
Forschung im Internet ohne Umwege und ganz direkt anwählen kann,
und zwar unter "heilpaedagogischeforschung.de".
Diese Neuerung hatte vielerlei Gründe, die aufzuführen hier zu
weit führen würde. In jedem Fall wird auf diese Weise ein Stück
an Eigenständigkeit sichtbar. Wenn Sie die neue Homepage aufrufen,
werden Ihnen einige Aspekte markant ins Auge fallen. Z.B. sind sämtliche
Titel, Autoren und deutsche sowie englischsprachige Abstracts bis
zurück vor das Jahr 1990 archiviert; das Autorenregister ist entsprechend
erweitert, so dass Sie sämtliche Arbeiten aller Autoren, die in
der Heilpädagogischen Forschung in den letzten fünfzehn Jahren publiziert
haben, aufgeführt finden. An früherer Stelle hatte ich mir bereits
einmal die Bemerkung erlaubt, dass dieses Archiv auch für Berufungsausschüsse,
die über den wissenschaftlichen Standort von Bewerbern und -innen
zu entscheiden haben, von großer Hilfe sein kann. Wer auf der anderen
Seite eine wissenschaftliche Karriere ins Auge fasst, das sei nochmals
betont, für den wird sich vermutlich auszahlen, zum Autorenkreis
der Heilpädagogischen Forschung zu gehören, was keinesfalls impliziert,
dass nicht noch mehr ‚gestandene' Autoritäten des Faches ihre Forschungsergebnisse
- so vorhanden - in der Heilpädagogische Forschung veröffentlichen
könnten.
Aufmerksam machen möchte ich Sie auch noch auf das e-mail-Abo,
das Sie kostenlos und ohne eine Verpflichtung eingehen zu müssen,
im Internet abschließen können. Dieses Abo bietet für Sie als Vorteil,
vor Auslieferung der jeweils nächsten Ausgabe der Heilpädagogischen
Forschung über die zu erwartenden Inhalte in Form der Abstracts
informiert zu sein sowie Berichte, Ankündigungen, Rezensionen, das
Verzeichnis neuer Bücher und das jeweilige Editorial lesen zu können;
auch das vorliegende Editorial konnten Sie im Internet bereits vor
Auslieferung der Ausgabe 3/2002 lesen.
Diese Ausgabe der Heilpädagogischen Forschung hält wieder
einmal interessante Forschungsthemen für Sie bereit. An erster Stelle
wird ein Themenbereich aufgenommen, der seit den ersten grundlegenden
Arbeiten von Henri Julius kontinuierlich in diese Zeitschrift Eingang
gefunden hat. Rüdiger Kißgen vermittelt unter dem Titel "Bindungsqualität
einjähriger motorisch entwicklungsverzögerter Kinder" neue Erkenntnisse
zur Bedeutung der Motorik am Zustandekommen einer sicheren Bindung,
ein Aspekt, der in der Bindungsforschung bisher vernachlässigt worden
ist und ein neues Licht auf Bindungsqualitäten wirft. Weiterhin
geht es bei der Forschungsarbeit "Leistung und Selbstkonzept bei
lernbehinderten Schülern" um die Geltung des I/E-Modells (Internal/External-Frame-of-Reference-Modell)
für Lernbehinderte; die Autoren Jens Möller, Lilian Streblow und
Britta Pohlmann finden, dass sich das Modell tatsächlich übertragen
lässt. Auch die Forschungsarbeit von Uta Häsel befasst sich mit
der lernbehinderten Schülerzielgruppe unter der Fragestellung, welche
identifizierbaren Faktoren beim Lösen von Sachaufgaben eine Rolle
spielen und welche Lösungsstrategien angewandt werden; die Autorin
legt damit eine Untersuchung zur didaktischen Unterrichtsforschung
vor, also eines Bereiches, der in letzter Zeit forschungsbezogen
deutlich vernachlässigt worden ist und zu welchem man sich mehr
solide Informationen wünscht. Im letzten Beitrag von Christian Klicpera
und Barbara Gasteiger Klicpera geht es um das nach wie vor aktuelle
Thema der Integration; die Autoren haben eine systematische Sichtung
der Literatur zu dem Problem vorgenommen, wie sich die Integration
aus Elternsicht darstellt. Auch dieser Themenbereich ist trotz seiner
immensen Relevanz für die Integrationsforschung und -praxis in empirischer
Hinsicht sehr unterbelichtet, worauf die Autoren deutlich hinweisen.
Immerhin gibt es doch positive Erfahrungen zu berichten. Die Forschung
in der Heilpädagogik bleibt in der Heilpädagogischen Forschung also
weiter spannend,
Ihr Herbert Goetze
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