Heilpädagogische Forschung
 
Kann Ritalin (Methylphenidat) die Schulleistungen von Schülern mit Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsproblemen verbessern? - Ein Literaturüberblick auf der Basis US-amerikanischer Forschung
aus: Heilpädagogische Forschung Nr. 3 2001
von Jürgen Walter

Im vorliegenden Beitrag wird auf der Basis US-amerikanischer Forschung ein Literaturüberblick über die Wirkung von Ritalin speziell auf den Lern- und Schulleistungsbereich dargestellt. Als Haupteffekt der medikamentösen Behandlung kann die kurzfristige verhaltensmäßige "Handhabbarkeit" von hyperkinetischen Kindern betrachtet werden. Verbesserungen im Verhalten werden mit hoher Wahrscheinlichkeit von sehr geringen Verbesserungen im Schulleistungsbereich begleitet. Da relativ positive Lehrerurteile von Schulleistungsverbesserungen auf der einen Seite durch spezielle Tests auf der anderen Seite kaum bestätigt werden konnten, sind bei einer Evaluation des Einflusses auf die Schulleistung unabhängige Messungen vorzunehmen. Als Erklärung für das vermeintliche Paradoxon, dass Psychostimulantien zwar relativ verlässlich die Kernsymptomatik verbessern, jedoch mittel- und langfristig kaum die Schulleistungen, kann plausiblerweise angenommen werden, dass Ritalin per se (a) wohl kaum Wissens_ und Kompetenzdefizite ausgleichen kann und (b) hohe Aufmerksamkeit, niedrige Impulsivität und geringe Hyperaktivität zwar notwendige, aber bei weitem noch keine ausreichenden Determinanten von Schulleistung sind.

Schlüsselwörter: Ritalin, Schulleistungen, ADHD, Hyperkinetisches Syndrom, Normalisierungsraten

Can Ritalin (Methylphenidate) improve academic achievement in children with attention deficit and hyperactivity disorder?

A review of US-American empirical research. The present article surveys American research on the effects of Ritalin (Methylphenidate = MPH) on learning and academic achievement in school children. The literature review indicates that, although methylphenidate is effective in making hyperactive children more manageable at school, the treatment brings little improvement in academic achievement. Furthermore, teachers' positive reports of academic improvement are rarely substantiated by independent measures of achievement. Ritalin, then, does indeed reduce the core symptoms of ADHD but does not have a comparable effect on academic achievement. This apparent paradox can be explained by a two-fold assumption: first, that MPH as such does not compensate for deficits in knowledge or competence, and second, that good attention and low hyperactivity are necessary but not sufficient determinants of academic achievement and success.

Keywords: ADHD, methylphenidate, academic achievement, normalization rate,school learning, hyperactivity syndrome

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aktualisiert am 30.01.2003